SAPERE AUDE

A. Bedeutung

I.       Einleitung

II.    Zusammenfassung der 8 Inhaltsteile

III.  Die Zeilen 32-43

a) Text und Übersetzung

b) Interpretation

c) Unterschied zw. Horaz u. Kant

B. Gematrische Analyse

I.       SAPERE AUDE

II.    Vers 40

III.  INCIPE – Abschluß und Vollendung

IV.   WAGNIS der WEISHEIT

C. Weitere Werte: 8 Imperative und ihr Kontext

D. Ausrichtung auf das SATOR-Quadrat

E. VESTA à VATES: Der Dichter – Interpret göttlichen Wirkens

I. Einleitung

SAPERE AUDE erlangte Berühmtheit durch den Philosophen Immanuel Kant, der seine Definition der Aufklärung in diesen beiden Worten zusammenfaßte und übersetzte: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.

Diese Bedeutung entspricht jedoch keineswegs der, die Horaz in Epistel I, 2, 40 damit verband. Um sie zu verstehen, sollen die 8 Teile des Textes zunächst zusammengefaßt werden:

II. Zusammenfassung der 8 Inhaltsteile

1-5

Horaz hat Homers Ilias und Odyssee erneut zur Hand genommen und möchte seinem Freund Maximus Lollus, an den der Brief gerichtet ist, mitteilen, daß er in den beiden Werken mehr Lebensweisheit gefunden hat als in den Lehren bekannter Philosophen.

6-16

Im trojanischen Krieg scheitern auf beiden Seiten Ermahnungen zur Vernunft wegen der Uneinsichtigkeit der Heerführer.

17-26

Odysseus dagegen ist ein Vorbild an Selbstbeherrschung im Unterschied zu vielen seiner Gefährten.

27-31

Mit diesem heroischen Vorbild können sich die gewöhnlichen Menschen, zu denen sich Horaz in gespielter Bescheidenheit rechnet, nicht messen. Er stuft sie vielmehr herab auf die Ebene von Faulenzern wie die schmarotzenden Freier der Penelope und die jungen Leute der Phäaken, die erst zur Mittagszeit vom Schlaf aufstehen.

32-43

Unvermittelt jedoch spricht sich Horaz für eine gegenteilige Lebenshaltung aus: Der Mensch soll seine Trägheit überwinden und sich tatkräftig um Bildung und Lebensweisheit bemühen.

44-54

Ständiges Besitzstreben macht die Seele krank, weshalb der Reiche seinen angehäuften Besitz nicht wirklich genießen kann.

55-63

Aufruf zur Beherrschung der Leidenschaften

64-71

Eine weise und gebildete Lebensführung muß früh eingeübt werden. Hierbei soll jeder die Schnelligkeit seines geistigen Fortschritts selbst bestimmen.

III. Die Zeilen 32-43

a) Text und Übersetzung

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

ut iugulent hominem, surgunt de nocte latrones;

ut te ipsum serves, non expergisceris? atqui

si noles sanus, curres hydropicus; et ni

posces ante diem librum cum lumine, si non

intendes animum studiis et rebus honestis,

invidia vel amore vigil torquebere. nam cur,

quae laedunt oculum, festinas demere, siquid

est animum, differs curandi tempus in annum?

DIMIDIVM faCtI, qVI CoepIt, habet; saper(e) aVDe,

InCIpe. vivendi qui recte prorogat horam,

rusticus exspectat dum defluat amnis; at ille

labitur et labetur in omne volubilis aevum.

Die Übersetzung ist eine Mischung aus wörtlich und frei:

32

 

33

34

 

35

 

36

37

38

 

39

40

41

42

43

Um einem Menschen die Kehle durchzuschneiden, erheben sich zur Nachtzeit die Räuber;

um dich selbst zu retten, wachst du nicht auf?

Wenn du nicht laufen willst, solange du gesund bist, wirst du es tun, wenn du an Wassersucht leidest.

und wenn du nicht vor Tagesanbruch nach einem Buch und einer Lampe verlangst, wenn du Dich nicht

mit Wissenschaft und dem sittlich Guten beschäftigst,

werden Neid und Sinnenlust dich quälen und keinen Schlaf finden lassen. Denn wer,

dem etwas ins Auge geraten ist, beeilt sich nicht, es herauszunehmen, wenn aber etwas

an deiner Seele nagt, verschiebst du den Zeitpunkt der Heilung auf ein Jahr?

Die Hälfte der Tat hat (vollbracht), wer begonnen hat; wage weise zu sein,

fange an. Wer die Stunde des richtigen Lebens hinauszögert,

wartet wie ein bäurischer Tölpel darauf, daß ein Stromlauf abfließt; aber jener

gleitet und wird gleiten in ständiger Bewegung bis in alle Ewigkeit.

b) Interpretation

1.      In diesem Abschnitt geht es um die Überwindung geistiger Trägheit. Während die Phäaken bis zum Mittag schlafen, hält es Horaz für erforderlich, früh aufzustehen, um mit der körperlichen auch die geistige Trägheit zu überwinden. In vier Vergleichen verdeutlicht dies Horaz.

2.      Erster Vergleich: Die Räuber mißbrauchen die Tugend frühen Aufstehens zu einer kriminellen Tat. Der angesprochene Leser (ut te ipsum serves), der nicht den Weg des Verbrechens geht, sollte daher mit umso größerer Bereitschaft sich erheben, um sich selbst zu retten. Im Licht des ersten Satzes deutet Horaz damit an, daß unbesorgter Schlaf eine potentielle Gefahr darstellt, eine Bedrohung, die sich auf körperliche Unversehrtheit bezieht, aber sich auch ungünstig auf den Seelenzustand auswirkt.

3.     Im zweiten Vergleich geht es um gesundheitliche Voraussicht und Vorsorge im Leben: Wer zu träge für angemessene Bewegung ist, wird zu einer späteren Zeit seines Lebens durch gesundheitlichen Schaden dazu gezwungen werden.

4.     Aus den ersten beiden Vergleichen leitet Horaz bereits eine erste Lehre ab: Wer sich nicht schon vom frühen Morgen an um geistige Bildung bemüht, den werden später Neid und Sinnenlust um seinen Schlaf bringen. Wie ist diese ungewöhnliche Aussage zu verstehen? Der Mensch kann für sein seelisches Wohl nur durch geistige Anstrengung vorsorgen und so am Bildungsgut anderer teilhaben. Neid entsteht, wenn jemand aufgrund eigenen Verschuldens mit den anderen nicht mithalten kann. Wessen Leben nicht geistige Inhalte ausfüllen, der wird von körperlichen Begierden und deren Befriedigung geplagt.

5.     Der dritte Vergleich vertieft die beiden ersten: Eine körperliche Störung, wie etwa ein Partikel im Auge, wird sofort beseitigt, eine seelische Störung jedoch wird häufig zu wenig wahrgenommen oder beachtet und ihre Behebung unzulässig lange hinausgezögert.

6.     Die Lehre aus den drei Vergleichen zieht Horaz in Zeile 40. Sie hat einen ambivalenten Aspekt: Der Mensch ist zu einem geistigen Dasein bestimmt, das Entschlußkraft und Anstrengung erfordert. Wenn er diese seine Bestimmung innerlich annimmt und danach handelt, sorgt er auf Dauer für sein seelisches Wohlbefinden. Wer diese Bestimmung nicht erkennt, läßt sich nur von der Befriedigung des Augenblicks leiten, später jedoch wird er von seinen Versäumnissen eingeholt und leidet zunehmend an körperlichen und seelischen Gebrechen.

Horaz fordert den Leser auf, einen Umschwung zu vollziehen von einer kurzsichtigen und materiellen Lebenseinstellung hin zu einer einsichtigen, das ganze Leben bedenkende Haltung. Diese erfordert Mut, weil sie sich primär nur auf die Geltungskraft der Erkenntnis, nicht auf die Befindlichkeit des Augenblicks stützt.

Der Dichter sichert dem, der sich zu einer Tat aus innerer Einsicht entschlossen hat zu, daß er damit schon Entscheidendes, ja bereits die Hälfte geleistet hat. Damit der Mensch jedoch die wünschenswerte Entschlossenheit aufbringt, ist ein grundsätzlicher Erkenntnisakt zu vollziehen, nämlich ein weises Leben zu führen (SAPERE), in dem Sinn, daß er seiner geistigen Bestimmung gerecht wird. Es ist ein Wagnis (AUDE), das nur aus der Sicherheit geistiger Erkenntnis und innerer Einsicht heraus eingegangen werden kann.

7.     Wer einmal zum Wagnis einer weisen Lebensführung (recte vivendi) bereit ist, darf nicht zögern (prorogat moram), seinen Entschluß in die Tat umzusetzen. Daher steht das Wort AVDE als Fazit eines Erkenntnisprozesses am Ende der Zeile und INCIPE als Beginn einer neuen Perspektive am Anfang der nächsten. Dem Beginn folgt eine nie endende Fortsetzung.

8.     Das vierte und letzte Bild bereitet dem Verständnis einige Schwierigkeiten. Es ist daran zu denken, daß ein Entschluß zu handeln der Überquerung eines Flusses vergleichbar ist, indem man einen Trennungsstrich zieht und das alte Ufer und die frühere Denk- und Lebensweise hinter sich läßt. Ein einfältiger Mensch macht seinen Entschluß von einem niedrigeren Wasserstand abhängig, der es ihm die Überquerung leichter macht. Vielmehr sollte sich der Mensch den Fluß zum Vorbild nehmen, indem er einen ständigen Kreislauf von Einsicht und Handeln am Leben hält. Dadurch nimmt der Mensch teil an der ewigen Naturordnung, in die auch er eingebunden ist.

B. Gematrische Analyse

Obwohl das ganze Gedicht gematrischer Gestaltung unterzogen ist, soll das Hauptaugenmerk auf SAPERE AUDE und Vers 40 liegt. In dieser Zahl kommt bereits die weise, ewige, göttliche Ordnung des Dezimalsystems zum Ausdruck: die Multiplikation der Zahl 4 mit der Zahl 10, die sich aus der Addition der Zahlen 1-4 ergibt. Alle heilsame Weisheit für das menschliche Leben kann aus der weisen Ordnung des Dezimalsystems erkannt werden.

Den Faktorenwerten (FW) kommt eine herausragende Bedeutung zu. Die Begriffe Zahlenwert (ZW) und Zahlensumme (ZS) werden manchmal synonym verwendet.

Zur Ermittlung von gematrischen Werten steht ein Online-Programm zur Verfügung.

I. SAPERE AUDE

1.     Die beiden Wörter haben folgende Werte:

 

ZS

FS

sm

FW1

FW2

sm

GS

SAPERE

61

44

105

61

15

76

181

AVDE

30

19

49

10

19

29

78

 

91

63

154

71

34

105

259

154 = 14*11; 63:91 = 7*(9:13); 105:49 = 7*(7:15)

105:154 = 7*(15:22) = 7*37

Die gematrische Besonderheit der beiden Wörter besteht darin, daß sowohl die ZS+FS eines jeden Wortes als auch die ZS und FS beider Wörter zusammen jeweils durch 7 teilbar sind. Die FW1/2-Summe 105 ist identisch mit der ZS+FS von SAPERE. Das Verhältnis 15:22 ist auf die Numerierungssumme der hexagonalen Punkte der Tetraktys beziehbar:

Die Faktoren 7*37 sind als 7 hexagonale Punkte und 3+7 Tetraktyspunkte zu verstehen. 7:10 Punkte geben das Kreisflächenverhältnis 1:3 wieder.

Die ZS 61 von SAPERE ist zusammengesetzt aus den Konstitutiven 31+30: Das Ziel, Weisheit zu erlangen, erfordert einen Willensakt, wie er sich in AVDE ausdrückt. Den Einzelziffern von 61 entsprechen 6 hexagonale Kreislinienpunkte und der Mittelpunkt, der Ziffer 3 die Eckpunkte der Tetraktys.

61 ist auch die ZS von TENET im SATOR-Quadrat.

2.     Die ZS 91 der beiden Wörter ist die Summe der Zahlen 1-13 und gibt somit die 13 Punkte des Tetraktyssterns wieder. Die Buchstabenzahlen 6+4, konstitutiv für die Zahl 10, ist auf die numerierte Tetraktys anwendbar. Denn wenn der Mittelpunkt den 3 Eckpunkten zugeordnet wird, ergeben 4:6 Punkte die Umkehrsummen 23:32. Zahlenumkehrung ist das gematrische Thema des Horaz, um den Umschwung von einem Leben materieller und sinnlicher Verhaftetheit zu einem Leben geistiger Einsicht und Lebensführung zu veranschaulichen. Wem der Umschwung gelungen ist, nimmt Teil am ewigen Gesetz der Kreisform:

Die 6+4 Punkte der Tetraktys geben das Kreisflächenverhältnis 1:3 des inneren zum äußeren Kreis des Tetraktyssterns wieder.

Auch die ZS+FS der Vokale und Konsonanten sind durch 7 teilbar und entsprechen den ZS und den FS der beiden zusammengenommenen Wörter:

 

AEE

AVE

 

SPR-D

ZS

11

26

37

54

FS

11

15

26

37

 

 

 

63

91

Eine Tetraktys besteht aus 37 Elementen. ZS und FS vertreten jeweils eine Tetraktys.

3.     Auf das genannte Flächenverhältnis 1:3 der beiden konzentrischen Kreise ist die FS 63 und die ZS 91, – die Summe der Zahlen 1-13 Punkte – beziehbar: Die Zahl 63 ist die Summe der Zahlen 8-13 der 6 Erweiterungspunkte des Tetraktyssterns:

In vorstehendem Tetraktysstern sind drei Doppelrauten (DR) zu erkennen, von denen jede aus 15 Rahmenelementen und 6 Binnenelementen bestehen.

Externes und internes Verhältnis von FS zur ZS repräsentieren ein Verhältnis von 4:4 Kreisflächeneinheiten:

 

FS

ZS

Fl.Verh.

extern

63

91

2:3

intern

63

28

2:1

 

 

 

4:4

4.     Das Buchstabenverhältnis 6:4 besteht auch zwischen Vokalen und Konsonanten, ihre ZS+FS sind durch 7 teilbar und entsprechen den ZS und den FS der beiden zusammengenommenen Wörter:

 

AEE

AVE

 

SPR-D

ZS

11

26

37

54

FS

11

15

26

37

 

 

 

63

91

Die addierten ZS+FS der Vokale und Konsonanten decken sich mit der jeweils gesamten FS und ZS der beiden Wörter. Die beiden Summen 26 und 37 ergeben sich aus den aufaddierten Elementen (7+19)+37 der 1+2+3 Tetraktysstufen:

Die Buchstaben A und V des Wortes AVDE geben die beiden Tetraktys des Hexagramms wieder, seine ZS+FS 49 die Zahl der Elemente des Tetraktyssterns: 13 Punkte + 12 Flächen + 24 Linien.

II. Vers 40

1.     In Übereinstimmung mit bisher ermittelte Ergebnisse besteht Vers 40 aus 37 Buchstaben und hat folgende ZS und FS:

ZS

dimidium79 facti38 qui45 coepit65 habet35

262

sapere61 aude30 

91

353

FS

dimidium49 facti34 qui23 coepit50 habet33

189

sapere44 aude19

63

252

 

 

451

 

154

605

451:154 = 11*(41:14)

In den Ergebnissen ist die überragende Leistung des Dichters Horaz zu erkennen, der für seine kühne gematrische Konstruktion die passenden Worte zu finden vermochte: Die ZS+FS der zwei Versteile sind Umkehrzahlen und die ZS und FS des ganzen Verses jeweils Palindromzahlen.

Den Umkehrzahlen 451 und 154 entsprechen die Umkehrfaktoren 41 und 14. Beide Zahlen sind in erster Linie als Einzelziffern zu sehen und auf die Elemente der DR-Zickzacklinie zu beziehen:

Eine einzelne Zickzacklinie besteht aus 9 Durchmesserelementen (414) oder zweimal 5 Radialelementen (41-14). 4 Elemente gehören dem Erweiterungsbereich an. Die Einzelziffern von 154 können als 6 hexagonale Radialelemente und 4 Erweiterungselemente verstanden werden. Das Elisions-E von SAPER(E) zeigt, daß Horaz sowohl an 6 Radialelemente als auch 5 Durchmesserelemente berücksichtigen wollte. Ohne E ist die ZS+FS von SAPER AUDE 144. GANZHEIT und ZWEI HÄLFTEN gehören zusammen.

Eine Raute besteht aus 11 Elementen: 4 Punkten + 2 Dreiecksflächen und 5 Linien. Die Einzelziffern 6 und 5 sind in der ZS+FS des ganzen Verses 605 enthalten.

Ein Achsenkreuz aus zwei DR kann zu einem Oktaeder zusammengefügt werden und besteht bei einem Mittelpunkt aus 41 Elementen:

Das Verhältnis der beiden FS 189 und 63 ist 63*(3:1), ein Hinweis auf das Kreisflächenverhältnis der beiden konzentrischen Kreise des Tetraktyssterns. Die Zahl 63 gibt die jeweils 21 Elemente der drei Doppelrauten (DR) des Tetraktyssterns wieder.

Die beiden Umkehrfaktoren 14 und 41 sind auf das Dezimalsystem beziehbar, insofern ihre Summe 55 die Summe der Zahlen 1-10 ist. 14 ist die Summe der 4 Zahlen 2-5, 41 die Summe der 6 Zahlen 1 und 6-10.

2.     Die Umkehrform zweistelliger Zahlen bedeutet Rückkehr zum Anfang des Kreises. Voraussetzung hierfür sind zwei Kreishälften, bewirkt durch eine Durchmesser(DM)-Linie, die aus 3 Punkten und 2 Radiallinien oder aus dem Mittelpunkt und 2*2 Symmetrieelementen besteht. Letzterer Sichtweise entsprechen die Einzelziffern 1 und 4 der beiden Umkehrfaktoren 14 und 41. Wenn man die beiden Kreislinienschnittpunkte der Kreisachse mit 1 und 2 bezeichnet und die Palindromzahl 121 bildet, erhält man die Quadratzahl von 11, die in der Gesamt-ZS+FS 605 5-mal enthalten ist:

Die Zahl 5 kann sich auf die Elemente des Durchmessers oder auf die der ausgezogenen Strecke des Kreisbogens beziehen.

3.     Die Einzelziffern der Palindromzahlen 353 (ZS) und 252 (FS) sind auf die hexagonale Kreisachse und auf die DR-Zickzacklinie beziehbar:

-  

Die Kreisachse besteht aus 5 DM-Elementen und 3+3 Radialelementen, indem jeder Radius von zwei Punkten begrenzt ist:

Die Palindromzahl 252 (FS) ist in das Umkehrprodukt 12*21 aufteilbar und auf zwei Kreisbogenhälften anwendbar, die mit 12 und 21 bezeichnet werden. Tatsächlich befinden sich bei einer Rundumnumerierung der 7 Hexagonpunkte die Zahlen 2 und 5 an der Stelle von 1 und 2, sodaß man wie 1-2-1 auch 2-5-2 lesen kann. Weiterhin bestehen zwei Kreishälften aus 2+5+2 Elementen und die Durchmesserelemente der DR-Zickzacklinie aus 2+5+2 Elementen.

-   Die Einzelziffern der ZS 353 sind auf teilbar in 3:5 und 5:3 Radialelemente der DR-Zickzacklinie in der
Bedeutung von 1:3 und 3:1 Flächeneinheiten. Die Zickzacklinie der DR besteht aus 2+5+2 Durchmesserelementen, kann aber in analoger Weise in 2:5 und 5:2 Elemente aufgeteilt werden und 2:1 und 1:2 Flächeneinheiten wiedergeben:

Warum wendet Horaz soviel Mühe für diesen Vers auf? Für ihn bedeutet Weisheit offensichtlich sowohl Erkenntnis des RICHTIGEN und WAHREN als auch eine KRAFT des Handelns. Voraussetzung für richtiges Handeln ist richtige ERKENNTNIS. Horaz will dem Leser Vertrauen in die Möglichkeit richtiger Erkenntnis einflößen. Die Ausführung eines auf Weisheit beruhenden Entschlusses ist von dem Kraft gebenden Bewußtsein begleitet, den richtigen Weg zu gehen. DENKEN und HANDELN folgen wie zwei Kreisbogenhälften aufeinander, da das Leben ein Weg ist, der unentwegt sinnstiftende Entscheidungen fordert. So gesehen ist die Mühe, Weisheit zu erlangen, eine NOTWENDIGKEIT.

WEISHEIT als Geschenk des eigenen Bemühens ist eine Kraftquelle, die durch das Leben trägt.

Wenn Horaz sagt, wer begonnen hat, hat bereits die HÄLFTE der Tat geleistet, dann könnte er sich auf den KREIS beziehen: Die Weisheit beginnt mit der Teilung des Kreises, d.h. mit der Differenzierung des Ganzen in seine unendliche Vielfalt und mit ihrem Nachvollzug im Denken.

4.      Fügt man die FW der 4 Einzelsummen zur Gesamtsumme 605 hinzu, ergibt sich wiederum eine Palindromzahl, die Primzahl 787:

 

262

189

91

63

605

FW

133

16

20

13

182

 

 

 

 

 

787

Die FS 182 ist die ZS von SATOR OPERA TENETDer Schöpfer erhält seine Werke des SATOR-Quadrats.

III. INCIPE – Abschluß und Vollendung

1.     Wenn die Imperativform INCIPE zu SAPERE AUDE und zum ganzen Vers 40 gehört, ist anzunehmen, daß sich dieses 8. Wort auch formal und gematrisch sinnvoll einfügt. Zunächst fällt die Umkehrung der Buchstabenzahl 6 4 6 der drei Wörter auf. Auch eine gematrische Umkehrung ist erkennbar: Die ZS der 3 Wörter 91+54 = 145 ist eine Umkehrform zu den ZS+FS 451 und 154.

2.     Eine besonders enge Verbindung gehen die beiden Imperative AUDE und INCIPE ein:

 

ZS

FS

sm

AVDE

30

19

49

INCIPE

54

41

95

 

84

60

144

30:54 = 6*(5:9)

60:84 = 12*(5:7)

Die ZS+FS 144 ist die Quadratzahl von 12. Das Verhältnis 5:7 ist auf die Punktezahl der Doppelraute (DR) zu beziehen, wovon 5 der hexagonalen Ausgangsfigur und 2 der Erweiterung zum Tetraktysstern angehören:

Die Teilzahl 5 und die Gesamtzahl 7 repräsentieren die beiden konzentrischen Kreise des Tetraktyssterns und deren Flächenverhältnis 1:3, das ein Grundmodell der göttlichen Trinität darstellt. Dem Differenzverhältnis 5:2 zwischen FS und ZS entspricht das Flächenverhältnis 1:2 zwischen Hexagonkreis und äußerem Kreisring. Mit den 4+3 Flächeneinheiten stimmen auch die 43 Buchstaben der 8 Wörter zusammen.

INCIPE faßt Vers 40 zusammen: Im Vertrauen auf die Aussagen der Vorzeile soll der Leser unverzüglich zu vernünftigem Denken und Handeln voranschreiten.

3.     Die 7+1 Wörter, denen die 71 Verse des Gedichts zu entsprechen scheinen, haben folgende ZS und FS:

 

ZS

FS

sm

7 W.

353

252

605

1 W.

54

41

95

 

407

293

700

407 = 37*11 >48

293+48 = 341 = 31*11

Die volle Hunderterzahl 700 hat den FW 3*7 = 21, dem 3*7 Elemente der drei Tetraktysseiten und 21 Elemente der DR entsprechen. 700+341 ergibt 1041 = 3*347 >FW 350, die Hälfte von 700. Die 8 Wörter können in zwei Hälften mit jeweils der ZS+FS 350 aufgeteilt werden. Die Wörter auf beiden Seiten sind in der Reihenfolge ihres Auftretens angeordnet:

Bu.

 

ZS

FS

sm

Bu.

 

ZS

FS

sm

GS

 

8

DIMIDIUM

79

49

128

5

FACTI

38

34

72

200

a

5

HABET

35

33

68

3

QUI

45

23

68

136

b

13

 

114

82

196

8

 

83

57

140

336

 

6

SAPERE

61

44

105

6

COEPIT

65

50

115

220

c

4

AUDE

30

19

49

6

INCIPE

54

41

95

144

d

10

 

91

63

154

12

 

119

91

210

364

 

23

GS

205

145

350

20

 

202

148

350

700

 

Ebenfalls gemäß ihrer Reihenfolge sind von den zweimal vier Wörtern noch einmal je zwei Wortpaare durch ein Mehrfaches von 7 teilbar. Dadurch bedingt bilden die Gesamtsummen a+b und c+d jeweils ein Zahlenverhältnis 336:364 = 28*(12:13), darüber hinaus aber auch die Summen a+c und b+d 420:280 = 140*(3:2). Insgesamt sind so 9 Zahlenverhältnisse möglich (einschließlich 350:350). Beachtenswert ist besonders die ZS+FS 210 von COEPIT, INCIPEer begann, beginne. Das Verhältnis zur Gesamtsumme 700 ist 210:490 = 70*(3:7): Wer sich entschließt, sich durch die Weisheit führen zu lassen, überwindet den ersten Kreis und wird in die vollkommene Sinnordnung des Tetraktyssterns aufgenommen.

An das Modell der viermal zwei Wörter hat Horaz sich an den viermal zwei Buchstaben des Wortes PENSATORder im Gleichgewicht Haltende, der Vergeltende orientiert. Es gibt zwei Beziehungsmuster gleicher ZS-Hälften:

P

E

N

S

A

T

O

R

1

2

3

4

5

6

7

8

a

b

a

b

15

5

13

18

1

19

14

17

20

31

20

31

 

P

E

N

S

A

T

O

R

1

2

3

4

5

6

7

8

a

b

b

a

a

b

b

a

15

5

13

18

1

19

14

17

 

18

 

 

33

 

In ähnlicher Weise sind auch die vier Wortpaare darstellbar:

a

b

c

d

128

68

105

49

72

68

115

95

196

154

140

210

350

350

Ovid hat die 8 PENSATOR-Buchstaben der 8 Wörter in ihrer Häufigkeit abgestimmt:

 

P

E

N

S

sm

A

T

O

R

sm

GS

ZW

15

5

13

18

51

1

19

14

17

51

102

Hfk.

3

6

1

1

11

4

3

1

1

9

20

ZS

45

30

13

18

106

4

57

14

17

92

198

FS

24

30

13

8

75

4

57

9

17

87

162

 

 

 

 

 

181

 

 

 

 

179

360

162:198 = 18*(9:11)

Die ZS+FS 181 und 179 sind die Konstitutivzahlen für ihre Summe 360, der durchschnittliche ZW+FW der 20 Buchstaben ist 18. Das ZS+FS-Verhältnis 360:340 der Gesamtsumme 700 beträgt 20*(18:17). 18 und 17 sind die ZW für die Eckbuchstaben in SATOR.

Der ZS+FS-Gleichheit von zweimal 350 entsprechen 23+20 Buchstaben. Die 43 Buchstaben lassen sich in ein DR-Kreuz mit drei Mittelpunkten eintragen:

Die ZS+FS der unteren und linken Raute bilden mit der rechten und oberen das Verhältnis 308:392 = 28*(11:14). Die Zahlen 11 und 14 enthalten einen Doppelaspekt der Raute, die einerseits aus 11 Elementen besteht, andererseits aus 2*7 Elementen zweier Dreiecke. Die drei Mittelpunktbuchstaben CRE mit den ZW 3+17+5 = 25 sind auf die 8 verschiedenen Buchstaben des SATOR-Quadrats beziehbar, auf 3 Vokale und 5 Konsonanten sowie auf die übrigen 17 Buchstaben des SATOR-Quadrats.

4.     Wie vollkommen die gematrische Konstruktion der 8 Wörter ist, zeigt sich wenn man zu ihren ZS und FS ihre FW bildet:

 

ZS

FW

FS

FW

GS

DIMIDIUM

79

79

49

14

221

FACTI

38

21

34

19

112

QUI

45

11

23

23

102

COEPIT

65

18

50

12

145

HABET

35

12

33

14

94

SAPERE

61

61

44

15

181

AUDE

30

10

19

19

78

INCIPE

54

11

41

41

147

 

407

223

293

157

1080

 

630

450

 

Die zu der FS und der ZS jeweils hinzugefügten FW ergeben zusammen dasselbe Verhältnis 5:7, wie oben bereits für SAPERE INCIPE ermittelt: 450:630 = 90*(5:7).

DIMIDIUM HABETDie Hälfte hat (getan) bildet zu den übrigen Wörtern das Zahlenverhältnis 315:765 = 45*(7:17). Aus 7+1+7 Elementen besteht ein DR-Rahmen:

 

Erstellt: September 2010

Letzte Änderung: Juli 2019

 

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