6 Verse des HORAZ (6)
in c.1,1; c.3,30; c.4,8
AVE – AXE im Hexagon (I)
Ausgangspunkt
des folgenden Beitrags bilden 6 Verse des HORAZ, in denen er durch Initialen
seinen Gönner MAECENAS zweimal mit AVE grüßt. Diese Verse bilden auch weiterhin
den Bezugspunkt meiner Ausführungen:
I.
Einleitung
II. AVE – aus 3 Hexagonfiguren
gebildet
III. 3 Figuren in etruskischen
Spiegeln und der Cista Ficoroni
IV. Das Zahlzeichen V; Bedeutung des
Grußes
I. Einleitung
1.
AVE ist die
kürzeste Gruß- und Abschiedsformel. Die 3 Vokale
sind auch in SALVE und VALE enthalten. VALE wird
nur zum Abschied verwendet.
Das Verb VALERE bedeutet kräftig, gesund sein. In der Bedeutung Einfluß, Autorität haben gehört dieses Verb zu den tragenden Begriffen des römischen
Gemeinschaftsdenkens. Als Abschiedsformel bedeuten die Imperative VALE, VALETE – Bleib gesund, lebe wohl.
Das Verb SALVERE wird nur in den beiden Imperativen
verwendet. Das dazugehörige Adjektiv SALVUS
bedeutet gesund,
heil, unversehrt. Als Grußfomel Sei(d) gegrüßt drückt SALVE, SALVETE also mitmenschliches Wohlwollen aus: Dem Begrüßten oder
Verabschiedeten wird Heil und Gesundheit
zugesprochen
2.
AVE gehört etymologisch nicht zu AVERE – begierig sein, aber das wußten die Römer natürlich nicht.
Eine gewisse Assoziation zwischen beiden Bedeutungen blieb wohl bestehen – auch
wenn menschliches Bewußtsein Assoziationen bedeutungsverschiedener Gleichklänge
ausklammern kann. Im Falle von AVE und AVERE zeigt sich jedoch eine gewisse Beziehung
darin wirksam, daß nach AVERE
hauptsächlich Infinitive wie audire – hören; scire – wissen folgen, die ein kommunikative Bedeutungen
haben. Und auch in AVE wird von AVERE
etwas herüberschwingen wie Sei geistig begierig, freue dich deines Lebens und deiner
Fähigkeiten.
Andererseits erscheint AVE in seiner Parallelität zu SALVE und VALE als
eine Vereinfachung und Abstraktion. Oder um es umgekehrt zu betrachten: SALVE und VALE
verdeutlichen, was bereits in AVE als
allgemeinste Botschaft enthalten ist.
Das Substantiv
SALVE ist – laut Duden Bd.7, Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, 1963 –
seit dem 16 Jh. belegt zuerst im Sinne von
"Salutschießen" als Ehrengruß. Diese Bedeutung wurde später im
militärischen Bereich verallgemeinert. So versteht man heute unter Salve ganz
allgemein "das gleichzeitige Feuern mehrerer Geschütze".
II. AVE – aus 3 Hexagonfiguren
gebildet
1. Jede Grußformel hat die Aufgabe, Gemeinschaft zwischen
zwei oder mehr Menschen zu stiften. Kommunikationsfähigkeit bedarf einer
gemeinsamen Grundlage. Sie kann aus einer bloßen Interessengemeinschaft
bestehen, die jedem Einzelnen persönliche Vorteile sichern soll. Sie kann aber
auch geistiger Natur sein und dem innersten Wesen des Menschen entsprechen.
Eine solche Grundlage ist in einer göttlichen Ordnung zu suchen. Da die Römer
sie in den Zahlenbedeutungen erkannten, müssen die Zahlenmöglichkeiten von AVE
untersucht werden.
2.
Die Zahlenwerte
(ZW) für AVE sind 1+20+5
= 26. Zur 4-stelligen Zahl 1205
ergeben sich die Faktoren 5*241 und der entsprechende Faktorenwert (FW) 246. Diese Zahl macht HORAZ zum ZW
der ersten Zeile seines Widmungsgedichts 1,1,1. Sie ist aufteilbar
in die zweistelligen Zahlen 24,
26, 46 und diese wiederum in 13+11, 13+13, (13+11)+(11+11) mit der Gesamtsumme 4*(13+11) = 96. Die
Zahlen 13 und 11 beziehen sich auf zwei verschiedene Hexagonfiguren:
Die mittlere stellt ein sanduhrförmiges Doppeldreieck dar, bestehend aus 5 Punkten, 2 Dreiecken und 6 Linien. Die beiden seitlichen Figuren sind Rauten mit
einer Mittellinie als Achse. Eine Raute besteht aus 4 Punkten, 2 Dreiecken und 5 Linien. Im Oktaeder sind beide
Figuren jeweils viermal vertreten, indem man je nach Perspektive entweder den
einen oder den anderen Typ jeweils viermal erkennen kann.
|
Es ist leicht zu erkennen,
daß die Mittelfigur die beiden Seitenfiguren mit sich vereint und eine gewisse
Mittlerposition einnimmt.
Wenn man nur die obere
Hälfte des Hexagons betrachtet, bildet die Form des V die Mitte wie in AVE. Eine
Hexagonhälfte besteht aus 5 Punkten, 7 Linien und 3 Dreiecken, zusammen aus 15 Elementen, die drei Dreiecke aber
einzeln aus 3*7 = 21 Elementen. HORAZ verwendet drei Zahlenergebnisse aus
der aufgezeigten Figurenkonstellation für seine Zahlenkonstruktion:
–
Die
ZS+FS von 3,30,1 ist 330+243 = 573. Die
Einzelziffern von 573 entsprechen den 15 Elementen einer Hexagonhälfte. Ebenso 15 beträgt der FW von 243 =
35, während
der FW 21 von 330
die 3*7 Elemente der 3 Dreiecke wiedergibt.
–
Die
6 Verse des Horaz haben den ZW 1573 = 11*13*11.
Die Faktoren dieser Zahl entsprechen genau den 3 Hexagonfiguren.
–
Insofern
die Mittelfigur mit der linken und rechten jeweils ein
Gemeinschaft bildet, ergibt sich für jede Gemeinschaft die Zahl 13+11 = 24. Um dieser doppelten Gemeinschaft
numerische Gestalt zu verleihen, verwendet Horaz zweimal die Quadratzahl von 24 = 576:
als Zahlensumme (ZS) der Zeilen 1,1,1; 3,20,1 und als kombinierte ZS+FS
(Faktorensumme) der Zeile 1,1,29.
5.
Um die
Mittellinie der beiden Rautenfiguren herum kann man die 4 Katheten so ausrichten,
daß aus der linken Figur ein A und der rechten ein E entsteht:
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|
Um aus dem X ein V zu bilden, muß man eine Achse gegen
die andere verschieben, bis sich die unteren Enden zu einem Schnittpunkt
vereinen:
|
6.
Wenn man
die 7 Punkte des Hexagons rundum numeriert, erhält
der Mittelpunkt die Zahl 1,
der linke Kreislinienpunkt der Mittelachse die
Zahl 2 und der rechte die Zahl 5:
|
Von links nach
rechts liest man die Zahlenfolge 215,
die in (1+20)+5 aufteilbar ist und so
gematrisch das Wort AVE ergibt. V ist das Zahlzeichen für 5. 26+5 = 31 enthält die religiöse Aussage von drei göttlichen Personen, die in
ihrer vollkommenen Gemeinschaft eine Einheit bilden. Die Einzelziffern geben 5 Punkte, 2
Dreiecksflächen und 6 Linien des sanduhrförmigen
Doppeldreiecks wieder, von denen sich drei im Hexagon befinden:
|
Der FW von 526 = 2*263 ist die Umkehrzahl 265, worin die Beziehung der rechten
und linken Raute, die eine Alternative zum Doppeldeieck bilden, eine Erklärung
findet.
III. 3 Figuren auf etruskischen
Spiegeln und der Cista Ficoroni
1. Daß die drei Hexagonfiguren wohlbekannt waren, zeigen
zahlreiche Drei-Personen-Gruppen auf etruskischen Spiegeln:
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|
2. Die berühmteste Dreiergruppe befindet
sich auf der umlaufenden Gravur der Cista Ficoroni (Villa Giulia, Rom; Ende 4. Jh. v.Chr., in Praeneste
gefunden) mit einer Darstellung aus der Argonautensage. Im Zentrum der
Darstellung befindet sich der gefesselte König Amykos,
den der Dioskur Polydeukes gerade besiegt hat. Sein weiter
links stehender Bruder Kastor beobachtet angespannt die Szene,
während ein junger Mann sich ihm zuwendet und seinen Arm
freundschaftlich um seinen Hals legt:
|
Zählt man diese
Dreiergruppe vom Zentrum aus, erhält man 2 für
Polydeukes, 5 für den unbekannten Jüngling und 6 für Kastor.
Die Zahl 256 kann als 2*5+6 gelesen werden und umfaßt damit die
zwei seitlichen Rautenfiguren, die aus 5 Linien und 4 Punkten + 2 Flächen besteht. Sie hat auch einen Bezug
zum Oktaeder, wie die Verssummen der 10 Eklogen Vergils zeigen.
IV. Zahlzeichen V; Bedeutung des
Grußes AVE.
1.
Nun ist das V
auch das Zahlzeichen für die Zahl 5. A+V
ist so gesehen 1+(20+5) = 26. Die beiden Dioskuren werden also durch 26,
der gemeinsame Freund durch 5 = E dargestellt. Da der FW von 265 = 5*53 =
58 gleich dem ZW von Maecenas ist, ehrt
Horaz seinen Freund Maecenas in besonderer Weise durch Hinweis auf dessen ZW.
Unter Einbeziehung des Zahlzeichenwertes 5 ergeben
sich für AVE folgende 4 Werte:
ZS |
FS |
Sm. |
FW1 |
FW2 |
Sm. |
Gs.Sm. |
31 |
20 |
51 |
31 |
9 |
40 |
91 |
Ein doppeltes AVE ist durch die ZS+FS 51 mit dem Namen MUSA
verbunden, der denselben ZW hat und damit auch Adressat des
Grußes ist; weiterhin stimmt es durch die Gesamtsumme 91 mit dem ZW 2*91 =
182 von SATOR OPERA TENET überein.
2.
Die
mehrfachen Übereinstimmungen des Grußes AVE mit
den 3 Hexagonfiguren zeigen, daß AVE einen
religiösen Charakter hat wie heute die Gruß- bzs. Abschiedsformeln Grüß Gott, Gott zum Gruß, adieu, a dios,
Schalom.
3.
Wenn VESTA
V EST A bedeutet, dann können auch die 6
Dreiecke des Hexagons so verstanden werden. Die obere Hälfte besteht dann aus A+V+A,
die untere aus V+A+V. Die entsprechenden ZS sind 22+41
= 63. Der ZW von VESTA ist also schon in den Dreiecken des Hexagons
grundgelegt.
1.
Natürlich darf
man das X der Mittelfigur nicht gleichsam ersatzlos in ein V
auflösen. Neben AVE ist
also auch AXE zu
beachten.
AXIS heißt Wagenachse, Weltachse, Himmel. AVE AXE
könnte also etwa bedeuten: Sei
gegrüßt im Zeichen des kosmischen Rades, das
zeichenhaft im Hexagon anschaulich ist.
Wenn also die
geometrische Herkunft von AVE bedacht und AXE mit einbezogen wird, spricht der Gruß AVE dem Adressaten Heil und kosmische Harmonie zu.
2.
Horaz hat in
seinen 6 Versen die Doppelung AVE AXE auf
folgende Weise verwirklicht:
A und V kommen
jeweils 15-mal
vor, E 23-mal und X einmal. 15
AVE ergeben den ZW
390, es bleibt eine ZS von 61 übrig. Die Zahl 61 ist der ZW einer TENET-Achse, sie steht auch für die
Hexagonachsen mit 6 Kreislinienpunkten und dem Mittelpunkt. Durch Addition des ZW 21 für X ist die Endsumme 451 durch 11
teilbar, wodurch nach der mittleren Hexagonfigur auch die beiden seitlichen mit
je 11 Elementen berücksichtigt werden. Die
Zahlen 4-5-1 bedeuten TAV entsprechend ihrer Position im Namen
VESTA, also ES TAV – Du bist das
TAU.
Die FS
ohne X ist 2-6-5,
gibt also wieder die 13 Elemente der Mittelfigur wieder, der
FW von 265
ist, wie schon ausgeführt, 58. Den FW 58
= ZW von MAECENAS,
erhält man auch, wenn man zu der durch 11 teilbaren Endsumme 451 die
durch 13 teilbare Teilsumme 390 hinzuzählt: 451+390 = 841
= 29*29. Aus 29
Elementen besteht der Rahmen des Doppelrautenkreuzes. Hier liegt auch der Sinn
der Doppelform AVE-AXE. Er soll in einem weiteren Kapitel näher untersucht werden.
|
Aus einem DR-Kreuz kann
ein Oktaeder gebildet werden. Er ist als dreidimensionaler Körper das Endziel der
Kreiskonstruktionen. Das doppelte
AVE des Hexagon hat Horaz so zu zwei Oktaeder
(vertreten durch 2*29 Rahmenelemente) und dem ZW von MAECENAS fortgeführt.
1.
Die nebeneinander
geschriebenen ZW von AVE und AXE sind 1205 = 5*241 und 1215 = 5*243. Die Zahl 241 ist
die FS von Vers 4,8,28, 243 von Vers 3,30,1. Die FS
von 241 und 243 wiederum ist 241+15 = 256. und enthält somit die 13 Elemente der
Mittelfigur im Hexagon, während die Summe 243+241 = 484 = 4*11*11
die Elemente der seitlichen Figuren wiedergibt. Der FW
von 256 ist 16, von 484 26. Das Verhältnis 16:26 = 2*(8:13) entspricht zweimal den 8+13
Elementen einer Doppelraute: 8
Elementen des äußeren Kreisrings, 13 denen des inneren
Kreises.
2.
In
den beiden Versen drückt Horaz seine Hoffnung aus, daß er aufgrund
seiner dichterischen Bemühungen (exegi monumentum) den Tod nicht erleiden werde (vetat mori), sondern die ewige Seligkeit erlangen werde (caelo beat). Erstaunliches bringen die 4 Werte der
Wörter beider Zeilen ans Licht:
|
ZS |
FS |
FS1 |
FS2 |
Sm. |
3,30,1 |
330 |
243 |
102 |
55 |
730 |
4,8,28 |
351 |
241 |
126 |
125 |
843 |
|
681 |
484 |
228 |
180 |
1573 |
|
1165 |
408 |
|
||
1573 = 11*13*11 |
Die 4 Werte der Wörter beider Zeilen ergeben den ZW aller 6 Verse. Mit dem ewigen Glück
beschenken den VIRVM LAVDE
DIGNVM – den verdienstvollen Mann die drei göttlichen Personen. Zweimaliges
MVSA, dessen ZW 102 mit PENSATOR – der Vergeltende gleichgesetzt
wurde, ist
viermal in 408 enthalten.
Wenn man das Produkt
der FW von 1165 und 408:
238+26 = 264
= 24*11 in Additionen aufteilt, erhält man
wieder die 3 Hexagonfiguren (11+13)+11.
3.
Horaz ist sich
bewußt, was er seinem Gönner Maecenas verdankt und würdigt seine Bedeutung in
den 6 zusammengehörigen Versen. Die Beziehung zwischen
Mensch und Gott jedoch ist eine ganz persönliche Erfahrung, die auszudrücken
ein größeres Anliegen darstellt, als sie nur in allgemeiner Form darzustellen.
Horaz also reserviert diese beiden Verse für sich allein, um seine innerste
Gemeinschaft mit den drei göttlichen Personen als Dank und Lobpreis zu
bekunden.
Die Erklärung für die FS 243 und 241 lenkt die Aufmerksamkeit auf die ZW der beiden Zeilen, dessen erster 330 durch 11
und dessen zweiter 351 durch 13 teilbar ist. Die ZW/FW-Verrechnung erbringt folgendes Ergebnis:
|
ZW |
FW |
Sm. |
3,30,1 |
330 |
21 |
|
4,8,28 |
351 |
22 |
|
Sm. |
681 |
43 |
|
FW |
230 |
43 |
273 |
Das Ergebnis 273 ist auch der ZW des PATERNOSTER-Kreuzes. Die Produktzahlen 21*13 beziehen
sich auf die 21 Elemente der DR und die 13 Elemente des sanduhrförmigen Doppeldreiecks in der Mitte.
Sie repräsentieren das Flächenverhältnis 3:1 und
somit die göttliche Dreiheit in der Einheit.
4.
Von den 6 Wörtern
des Verses 4,8,28 sind DIGNVM
VIRVM MORI einzeln und LAVDE MVSA VETAT zusammen durch 13 teilbar. Das ZW-Verhältnis
der zweiten Gruppe zur ersten beträgt 13*(12:15). Die zusammengeschriebene Zahl 1215
entspricht wiederum den nebeneinander gestellt ZW von AXE.
Erstellt: Juni 2006
Letze Änderung Oktober 2019