MARIA VON KINSAU

a) Überblick

b) Die Inschriften

c) Gematrische Zusammenhänge

a) Überblick

Am 5. Dezember 2018 erschien im Oberbayerischen Volksblatt ein Artikel über eine vor drei Jahren wiedergefundene Mariendarstellung in Kinsau, Kreis Landsberg Lech. Sie wurde 1717 von dem Maler Veit Benno LEDERER (1672–1743) ausgeführt. Das aufwendig restaurierte Gemälde mit einem Durchmesser von 2,88 m befindet sich nun im Rathaus von Kinsau.

In der Buchreihe "Kunstdenkmäler in Bayern" wird vermutet, daß auf dem Gemälde Maria die apokalyptische Frau dargestellt werde. Es wurde am Gewölbe der Pfarrkirche angebracht und nach der Kirchenrenovierung von 1892 entfernt. An seiner Stelle wurde ein neues Bild an das Gewölbe gemalt.

Das Gemälde hat als Hauptmotiv die unbefleckte Empfängnis Mariens. Auf das Motiv der MARIA IMMACULATA weist das Fehlen weiterer göttlicher und menschlicher Personen hin. Darstellungen der Immaculata setzen im 16. Jahrhundert ein, maßgeblich beeinflußt durch die 1976 heiliggesprochene Portugiesin Beatrix da Silva (1424–1490), die Gründerin des Ordens der Konzeptionistinnen, die in einer Vision Maria mit weißer Tunika und himmelblauen Mantel sah und diese beiden Farben auch für die Ordenskleidung festlegte. Die Lehre von der unbefleckten Empfängnis wurde in kirchlicher Kunst in der Folgezeit durch eine junge Frau verbildlicht, meist auf einer Mondsichel stehend, wie in Kap. 12 der Apokalypse beschrieben. Überwiegend faltet sie die Hände oder legt die flachen Hände über ihre Brust. Aber auch mit einem oder zwei ausgebreiteten Armen wird sie dargestellt. s. 5 Darstellungen

Das Fest der Maria Immaculata wurde im Dezember 1708 von Papst Clemens XI. für die ganze katholische Kirche vorgeschrieben. Im selben Jahr setzte auch die Wallfahrt zur wundertätigen Madonna in Kinsau ein, nachdem am 24. Juni und an weiteren Tagen von der Wange einer Marienstatue in der Kirche von Kinsau herabrinnende Tränen wahrgenommen worden waren. Von 1712-1714 wurde die neue Kirche von Kinsau gebaut. So dürfte es zu der erleuchteten Eingebung gekommen sein, die Jugendlichkeit Mariens mit ihrer Mütterlichkeit zu verknüpfen. (s. folgende Beschreibung S.63)

Die drei Inschriften MATER PURISSIMA, TOTA PULCHRA ES, MACULA NON EST IN TEReinste Mutter, ganz schön bist du, kein Makel ist in dir können als Anrede ihrem Sohn Jesus, aber auch jedem Betrachter des Gemäldes in den Mund gelegt werden. Die zweite und dritte Aussage stammen aus dem Hohenlied 4,7, bilden den Anfang eines altchristlichen Mariengebets und waren bis zur Liturgiereform im Zwischengesang des Festes Maria Immaculata am 8. Dezember enthalten. Den Genesis-Vers 3,14, in dem Gott gemäß dem Vulgata-Text des Hieronymus zur Schlange sagt: "Sie wird dir den Kopf zertreten", bezieht der Maler auf Maria, die ihren rechten Fuß auf den Kopf des Drachens tritt. Der Drachen ist die Verbildlichung Satans in der Apokalypse des Johannes.

Die horizontal ausgebreiteten Flügel des Drachens bilden eine Trennungslinie des Bereiches oberhalb und unterhalb der Erde, aber auch der Zeit vor und nach der Menschwerdung Jesu Christi. Denn im unteren Teil, sehr klein dargestellt, ist die paradiesische EVA zu sehen, wie sie nach der verbotenen Frucht greift, daneben mehr zu erahnen Adam.

Es wird erkennbar, dass der Schöpfer der Bildkomposition die gesamte Heilsgeschichte umfassen wollte. Daher mußte das einzelne Motiv der IMMACULATA durch ihren ganzen Lebenslauf verlebendigt werden. Dieser umfaßt ihre unbefleckte Empfängnis, ihre Mutterschaft, ihre leibliche Aufnahme in den Himmel und ihre Mittlerschaft bei Gott. Diesem Ziel dient eine reiche Symbolik, die mit viel Phantasie in Szene gesetzt wird und vielleicht nicht immer eindeutig zu verstehen ist: Als Zeichen ihrer unbefleckten Empfängnis hält Maria in ihrer rechten Hand eine langstielige schöngestaltete Lilie, eine große Seltenheit in Immaculata-Darstellungen. Ihr linkes Knie ruht auf der Mondsichel, damit sie den rechten Fuß nach unten auf den Kopf des Drachens setzen kann. Ihr umwickeltes Bein könnte andeuten, dass sie soeben aus ihrer Grabesruhe erwacht nach oben getragen wird und somit Tod und Teufel das Nachsehen haben. MARIA besiegt den Drachen dadurch, dass sie im Unterschied zu EVA nie seinen Verlockungen erlegen ist. Ihre Auffahrt in den Himmel ist daher gleichbedeutend mit der Niederlage Satans. Der Tod als Skelett, Symbol der Verwesung des menschlichen Körpers, wendet sich mit übergeschlagenem Bein und auf die Hand gestütztem Kopf von der Szene ab, denn Maria, an Leib und Seele unversehrt, enthebt ihn seines Amtes und seiner Macht.

Die Immaculata ist von 12 Engeln umgeben, die sich symmetrisch auf beide Hälften verteilen. Es handelt sich einerseits um drei paarweise gruppierte Engelsgesichter, die Augen des jeweils äußeren sind nach oben, die des inneren nach unten gerichtet. Andererseits um zwei Putten, die, vor dem blauen Mantel Marias die Tretbewegung gegen den Drachenkopf nachzuahmen scheinen, der linke in graziös akrobatischer Weise, der rechte mit grimmiger oder furchtsamer Miene und angewinkelten Beinen strampelnd. Merkwürdig mutet das Fehlen von Extremitäten an, eines Beines und zweier Arme. Vielleicht wollte der Künstler mehr als er konnte.  Ein weiteres Putenpaar liegt bäuchlings und rücklings am unteren Bildrand, das linke Gesicht schaut zum Betrachter hin, das rechte hat nach Auskunft des Artikels eine Binde um die Augen. Zwei größere Engel am linken und rechten Rand stehen neben zwei Medaillons mit den erwähnten Inschriften.

In symmetrischer Entsprechung zum Tod und spiegelbildlicher Körperhaltung sitzt ein junger Mann auf der linken Seite des Bildes, er ist deutlich größer als die seitlichen Engel. Oberkörper, Kopf und Blick sind steil nach oben gerichtet. Sein linkes Bein, leicht angewinkelt, ragt nach unten, sein rechtes Bein, ebenfalls angewinkelt, ist aufgestellt und verdeckt den linken Arm, der ungewöhnlicht verlängt, den Stiel eines Spiegels mit seiner Hand umfaßt, welcher mit dem Medallion darüber zu verschmelzen scheint. Der jugendliche Mann könnte der Maler sein. Er blickt, stellvertretend für alle Christen, mit Bewunderung nach oben. Die Haltung seiner Beine entspricht der des rechten Puttenengels vor dem blauen Gewand der Jungfrau Maria. Daß es sich um einen Menschen und nicht um einen Engel handelt, ist nicht nur am Fehlen von Flügeln zu erkennen, sondern auch an den zwei Schleifen, die die Bundhose unter den Knien zusammenhalten:

MARIA selbst ist in der symmetrischen Mitte des Bildes dargestellt. Augen und Mund ihres runden Gesichts haben einen ernsten und sehnsuchtsvollen Ausdruck, ihr Blick ist himmelwärts gerichtet. Ihr Gesicht ist umrahmt von blondem Haar, dessen Fülle ihr hinter rechter Schulter und Oberarm herabfällt. Ihr helles Kleid ist kunstvoll von einem blauen Mantel umwunden, eine Stoffbahn verläuft diagonal über der Vorderseite ihres Körpers.

b) Die Inschriften

 

MATER PURISSIMA

Die Inschrift MATER PURISSIMA auf einem Schriftband am oberen Bildrand versteht man spontan als Titel des Gemäldes. Erst die beiden anderen Inschriften lassen erkennen, daß sie eigentlich als Anrede beabsichtigt ist.

MATER PURISSIMAReinste Mutter ist eine Anrufung aus der Lauretanischen Litanei. Maria wird in erster Linie so genannt, weil sie befreit vom Makel (MACULA) der Erbsünde gezeugt wurde. Sie empfing den Sohn Gottes durch den Heiligen Geist und hatte keinen ehelichen Verkehr mit ihrem Gemahl und Bräutigam Joseph.

TOTA PULCHRA ES – MACULA NON EST IN TE

Die beiden Aussagen aus dem Hohenlied 4,7 lauten im Zusammenhang: TOTA PULCHRA ES, AMICA MEA, ET MACULA NON EST IN TE. Ein Gebet aus dem 4. Jahrhundert zeigt, daß dieser Vers schon in frühchristlicher Zeit auf Maria bezogen wurde:

TOTA PULCHRA ES, MARIA,
ET MACULA ORIGINALIS NON EST IN TE.
Vestimentum tuum candidum quasi nix, et facies tua sicut sol.
Tota pulchra es, Maria,
et macula originalis non est in te.
Tu gloria Hierusalem, tu laetitia Israel, tu honorificentia populi nostri.
Tota pulchra es, Maria.

Ganz schön bist Du, Maria,
und kein ursprünglicher Makel ist in dir.
Dein Gewand leuchtet hell wie der Schnee, und Deine Gestalt wie die Sonne.
Ganz schön bist Du, Maria,
und kein Makel  der Erbsünde ist in dir.
Du bist der Ruhm Jerusalems, du die Freude Israels, du die Ehre unseres Volkes.
Ganz schön bist Du, Maria.

In diesem Gebet wird AMICA MEA durch MARIA ausgetauscht.

Die besondere Leistung des Auftraggebers der Inschriften liegt darin, dass er aus einer langen Tradition sakraler Sprachformeln genau drei auswählte, die er in die Ecken eines gleichseitigen Dreiecks eingesetzt haben wollte.

Bilder mit dem Titel MATER PURISSIMA scheint es bereits gegeben zu haben, wie das folgende, das sich in der "Chiesa della Scala" in Trastevere befindet:

Ein Gemälde mit dem Schriftband und den Worten TOTA PULCHRA ES AMICA MEA | ET MACULA NON EST IN TE entstand um 1535 und wird dem Maler Vicente Macip (1475-1545) – nicht seinem Sohn Vicente Juan Masip – zugeschrieben:

Die Immaculata ist eingerahmt durch weitere Schriftbänder, die sich um bildliche Veranschaulichungen winden. Darunter befinden sich die Lobpreisungen SPECULUM SINE MACULASpiegel ohne Makel aus Weisheit 7,26 und LILIUM INTER SPINASLilie unter Dornen aus dem Hohenlied 2,2. Im Kinsauer Bild hält Maria eine Lilie und der junge Mann gegenüber dem Tod einen Spiegel.

 Der Auftraggeber, vielleicht der Ortsgeistliche oder ein anderer gebildeter Theologe, beließ es nicht mit einem Titel, sondern machte MATER PURISSIMA zur Anrede – so wie im Hohenlied AMICA MEA und im Hymnus MARIA – die er mit den zwei weiteren Aussagen verband. Er fühlte sich in seiner Auswahl auch darin ermutigt, daß sich die jeweils ersten Silben von MATER PURISSIMA in PULCHRA und MACULA chiastisch wiederholen. Er erkannte ferner, daß die 5 Buchstaben von MARIA je dreimal in den drei Aussagen enthalten ist.

Das Kinsauer Tondo (Rundgemälde) ist sicher kein Werk von außerordentlichem künstlerischem Rang, aber ein bemerkenswert ehrgeiziges. Den knochigen Sensenmann der Immaculata beizugesellen, ist schon eine gewagte Idee. Da der Maler in allem eine fast schematische Symmetrie einhalten wollte, brauchte er als Pendant zum Tod eine weitere etwa gleich große Gestalt, deren Identität nicht klar zu fassen ist. Nach Weisheit 7,26 ist die WEISHEIT speculum sine macula Dei maiestatisein makelloser Spiegel der göttlichen Majestät. Der Spiegel "SINE MACULA" ist wohl als Veranschaulichung der Aussage "MACULA NON EST IN TE" gedacht und zeigt dem TOD, daß er MARIA nichts anhaben kann und allen, die sich ihr als Fürsprecherin anvertrauen, seinen Schrecken nimmt. Der junge Mann schaut steil nach oben, so wie es auch die Gläubigen im Kirchenschiff tun müssen, um das Bild zu betrachten.

Ein bedeutsames Kompositionselement tritt nun klar zu Tage: In Dreiecksform sind nicht nur die Inschriften angeordnet, sondern auch MARIA, MENSCH und TOD – MARIA, HOMO, MORS.

Der junge Mann und der Tod legen ihren Kopf so weit zurück, daß sie, verbunden mit dem Haupt Marias, ein gleichseitiges Dreieck bilden:

In das Bild sind drei konzentrische gleichseitige Dreiecke eingezeichnet. Die Fläche des äußersten (blau) beträgt ein Drittel der Kreisfläche. Der Koeffizient der Seitenlänge zum Durchmesser beträgt etwa 0,78. Für den Durchmesser 2,88 m errechnet sich so eine Seitenlänge von 2,24 m.

Das nächst innere Dreieck (grün) hat die doppelte Fläche des inneren. Die Formel für die Seitenlänge Si gegenüber der äußeren Sä lautet Si = Sä²/2.

Das gleichseitige Dreieck ist ein bedeutendes Symbol für die göttliche Dreifaltigkeit. Der etwa 5 cm breite Streifen zwischen den beiden äußeren Dreiecksseiten kann als (unsichtbares) Schriftband für die lateinischen Namen der drei göttlichen Personen PATER, FILIUS, SANCTUS SPIRITUS aufgefaßt werden.

c) Gematrische Zusammenhänge

1.       Es ist möglich, jedoch nicht erwiesen, daß gebildete Theologen und Künstler gematrische Kenntnisse besaßen und praktizierten. Es muß hinsichtlich der vorliegenden Inschriften offen bleiben, was dem Urheber der Inschriften bewußt war und was göttlicher Fügung zuzuschreiben ist. Allgemein läßt sich vielleicht sagen, dass die christlichen Wahrheiten sprachliche Bausteine bereitstellen, die bei sinnvoller Zusammenfügung gematrische Vollkommenheit hervorbringen.

In lateinischer Gematrie werden Buchstaben nach ihrer alphabetischen Position in Zahlen umgesetzt. Einiges spricht dafür, daß der Urheber der Gemäldekomposition das SATOR-Quadrat kannte und auch die Zahlensumme (ZS) der 25 Buchstaben berechnete:

Nach dem Längenmaß von 2,43 cm des bayerischen Zolls messen die Seiten der zwei inneren Dreiecke 63+89 = 152 Zoll und die Seiten des äußeren Dreiecks sowie der Radius des Gemäldes 92+59 = 151 Zoll, zusammen 303 Zoll. Bemerkenswert sind die angrenzenden Konstitutivzahlen  152+151 = 303.

Der Flächenhalt eines gleichseitigen Dreiecks errechnet sich durch a²* 3/4 = 1,732/4 = 0,43. Die vier Flächen ergeben (63²+89²+92²)*0,43+59²*3,14 = 19682,56, abgerundet 19600 = 140². Als Bedeutung der Quadratzahl bietet sich der Durchschnittswert 70² für jede der vier Flächen an. 70² läßt sich in (7*10)*(7*10) aufteilen und würde sich jeweils zweimal auf 7 hexagonale und 10 Tetraktyspunkte beziehen können.

2.       Für die drei Inschriften ergeben sich folgende Zahlenwerte (ZW) und Faktorenwerte (FW):

MATER

54

49

TOTA

53

48

MACULA

48

32

 

 

PURISSIMA

119

70

PULCHRA

75

55

NON

40

35

 

 

 

 

 

ES

23

13

EST

42

32

 

 

 

 

 

 

 

 

IN

22

19

 

 

 

 

 

 

 

 

TE

24

24

 

 

 

173

119

 

151

116

 

176

142

500

377

Differenz

54

 

35

 

34

123

377 = 29*13

Bezugspunkt für Zahlensummen (ZS) ist besonders der Tetraktysstern mit seinen zwei konzentrischen Kreisen, deren Flächenverhältnis 1:3 ist und auf diese geometrische Weise den einen Gott in drei Personen wiedergibt:

Das zweite zu berücksichtigende Flächenverhältnis, der hexagonale Kreis zum Erweiterungsring, beträgt 1:2.

Der Auftraggeber des Kinsauer Tondos hatte offensichtlich Kenntnis von den beiden Flächenverhältnissen 1:2 und 1:3 und wollte dies durch die Komposition der drei oben gezeigten gleichseitigen Dreiecke sowie der Kreisfläche darstellen.

Die drei Inschriften bilden wie die Tetraktys ein gleichseitiges Dreieck, und wie die Tetraktys aus 10 Punkten besteht, so die Inschriften aus 10 Wörtern. Die Aufteilung in (2+3)+5 Wörter entspricht zweimal 5 Radialelementen einer Zickzack-Durchmesserlinie der Doppelraute (DR), die sich im Tetraktysstern dreimal befindet:

Der Mittelpunkt ist bei Radialelementen doppelt zu zählen. Je 2 Elemente gehören der hexagonalen Erweiterung an.

Eine Tetraktys besteht aus 10 Punkten, 18 Linien und 9 Dreiecken, zusammen aus 37 Elementen. Zählt man die Elemente der drei Flächenebenen zusammen, ergibt sich 7+19+37 = 63:

63 Zoll mißt eine innere Dreiecksseite des Gemäldes. Die mathematische Komposition des Gemäldes könnte von hier einen Ausgangspunkt haben.

Die ZS 151 der zweiten Inschrift entspricht den Zollmaßen 92+59 (s.o.) und setzen sich aus den Konstitutiven 53+23 = 76+75 zusammen. Es ergibt sich hier eine Beziehung zum PATERNOSTER-Kreuz des SATOR-Quadrats.

3.       Die Differenzen zwischen FS und ZS der drei Inschriften haben einen auffälligen Bezug zum Wort SATOR des SATOR-Quadrats:

 

S

A

T

O

R

sm

ZW

18

1

19

14

17

69

 

 

34

 

 

ZW

8

1

19

9

17

54

 

 

29

 

 

In der Aufteilung von 2 äußeren und 3 inneren Buchstaben entsprechen die ZS 35 und 34 den Differenzen von FS und ZS der Inschriften 2 und 3. Die Differenz 54 der ersten Inschrift hingegen gibt die FS von SATOR wieder.

1.       Die runde ZS 500 bedeutet 50 je Wort. Als Erklärung bietet sich an, daß das Hexagon aus 25 Elementen besteht (7 Punkten, 12 Linien, 6 Dreiecksflächen) und ebenfalls die Erweiterungselemente, wenn für sie ein zweiter Mittelpunkt gezählt wird. Unter Voraussetzung zweier Kreisbogen steht die Zahl 50 dann für das Kreisflächenverhältnis 1:3.

Die Zahl 50 ist im christlichen Glauben besonders mit dem Pfingstfest verbunden. Am 50. Tag nach der Auferstehung Jesu wurden die Apostel mit MARIA und den Frauen (Apg 1,13-14) vom Heiligen Geist erfüllt. Das erste Pfingsfest gilt als Gründungstag der christlichen Kirche. Maria als Braut des Heiligen Geistes nimmt in der Kirche eine besondere Stellung ein. Sie wird als Urbild der Kirche bezeichnet. Jedes der 10 Wörter ist daher auf den Namen MARIA bezogen, dessen ZS 40 beträgt und mit drei multipliziert 120 = 12*10 ergibt. 12 ist der ZW des Buchstabens M.

2.       Die 10 Wörter der drei Inschriften lassen sich auf den 10 Punkten der Tetraktys anordnen:

Die drei Eckpunkte und der Mittelpunkt repräsentieren 3 Kreisflächeneinheiten, die 6 hexagonalen Kreislinienpunkte 1 Kreisflächeneinheit.

Die Addition der 4+6 Zahlen ergibt die Umkehrungen 23+32 = 55, die Addition der Eckpunkte 18. Den Zahlen 5+18 entsprechen die Buchstaben ESDu bist der Inschrift, die den Mittelpunkt bildet.

3.       Die Tetraktys enthält von ihren drei Eckpunkten zu ihren Gegenseiten drei Dreiecksflächen, die theologisch den drei göttlichen Personen zugeordnet werden können. Als geometrische Figuren ähneln sie drei Fischen:

Eine "Fischfigur" besteht aus 6 Punkten, 8 Linien und 3 Flächen, zusammen aus 17 Elementen. Wenn die Anordnung der 10 Wörter der Erwartung gematrischer Vollkommenheit genügen soll, so läßt sich dies überprüfen, indem die ZS+FS der drei Fischfiguren ermittelt werden. Dabei wird aus 10 Wörtern 3*6 = 18 Wörter, d.h., die Wörter der Kreislinienpunkte sind doppelt und das ES des Mittelpunktes dreimal zu zählen. Von den Eckpunkten aus betrachtet ergeben sich folgende ZS+FS der Mitte, der rechten und der linken Seite:

 

Mi.

re.

li.

 

ZS

313

311

281

905

FS

231

213

215

659

 

544

524

496

1564

1564 = 4*17*23; 544 = 4*17*8

524:496 = 4*(131:124) = 4*255 = 4*17*15

544:1020 = 4*17*(8:15) = 68*23

Alle drei ZS+FS sind durch 4 teilbar, die Gesamtsumme durch 4*17. Zu den 17 Elementen der Fischfigur kommen noch 4 Elemente hinzu, so dass 21 Elemente die Doppelraute (DR) vervollständigen:

17+4 oder 17*4 geben in trinitarischer Bedeutung 3:1 Dreiecksflächen wieder.

4.       Eine Raute besteht aus 11 Elementen, eine DR aus 21 Elementen bei einem Mittelpunkt und aus 22 Elementen bei zwei Mittelpunkten. Der DR-Rahmen besteht aus 7 Punkten und 8 Linien, die umschlossenen Binnenlemente aus 6 Elementen. Fügt man letzteren einen Mittelpunkt hinzu, erhält man in Einzelziffern die ZS+FS 877 der Inschrift, eine Primzahl.

Von den zwei äußeren Punkten einer DR lassen sich zwei Fischfiguren bilden. Bildet man ein DR-Kreuz, so kommt man auf 4 Fischfiguren und die Zahl 4*17 = 68. Die 43 Buchstaben der Inschrift werden so eingetragen, dass die vertikale DR 21, die horizontale 22 Buchstaben erhält:

Durch Zuordnung von je zwei rechtwinkligen Rauten erhält man einmal zwei gleiche ZS 121+129 = 250 und 151+99 = 250 und zwei FS 97+111 = 208 und 71+98 = 169, die das Verhältnis 13*(16:13) bilden. Die FS der vertikalen und horizontalen Raute für sich sind ebenfalls durch 13 teilbar: 97+98 = 195; 71+111 = 182; 195:182 = 13*(15:14).

Der Faktor 13 bezieht sich auf 7+6 Binnenelemente des DR-Kreuz, der Faktor 29 auf die Zahl der Rahmenelemente des DR-Kreuzes:

Der Faktor 17 verweist besonders auf das Wort PURISSIMA, dessen ZS 119 = 7*17 beträgt. Die ZS+FS 189 = 21*9 weist jedem Buchstaben den durchschnittlichen ZW+FW 21 zu.

5.       Die Zahlen 3 und 4, denen schon mehrfach begegnet ist, erweisen sich in zweistelliger Zusammensetzung von 34 Zoll als Radius des inneren hexagonalen Kreises des Rundgemäldes. Es errechnet sich aus dem schon feststehenden Radius von 59 Zoll des äußeren Kreises. Dessen Fläche beträgt das Dreifache des hexagonalen Kreises. Die herausgekürzte Kreiszahl p entfällt: 59*59/3 = 1160; 1160 = 34,05. Eine Tetraktysseite aus drei Radien beträgt demnach 3*34 = 102:

Die Zahl 34 ist mit den Elementen von 2*3 Fischfiguren zweier Tetraktys oder 3*2 Fischfiguren von drei Doppelrauten in Beziehung zu bringen, außerdem mit zwei Oktaederhälften. Ein Oktaeder aus 26 Elementen hat als Basis der beiden entgegengesetzten Pyramiden 8 Elemente. Eine Oktaederhälfte besteht so aus 8+9 Elementen:

89 Zoll lang sind die inneren Seitenlängen, die die Inschriften miteinander verbinden. 89 ist die ZS des Marientitels IMMACULATA, die aus 10 Buchstaben besteht und somit einen Bezug zu den 10 Tetraktyspunkten hat:

 

I

M

M

A

C

U

L

A

T

A

ZW

9

12

12

1

3

20

11

1

19

1

flfd.

9

21

33

34

37

57

68

69

88

89

 

34

34

21

 

21

68

Die von unten nach oben konstruierte Tetraktys durchschneidet erneut den jungen Mann. Entlang der horizontalen Seite verläuft die linke Armbewegung Marias. Rechtes oberes Bein, Knie und unteres Bein bilden einen 120° Winkel um den Mittelpunkt.

Der Flächeninhalt des hexagonalen Kreises und der Tetraktys beträgt 34*34*3,14+102*102*,43 = 8103,56.

34²*3,14+102²*0,43 = 8103,56 >810356 = 34*34*701 = FW 739.

Die Faktorenzerlegung ohne Kommastellen ergibt zweimal den Radius 34 des hexagonalen Dreiecks, wie bereits in der ZS von IMMACULATA ermittelt. Die Primzahl 739 ist zu interpretieren als 7+3 Tetraktyspunkte + 9 Dreiecksflächen. Ohne Kommastellen sind die Faktoren 3*37*73 = FW 113. Die Umkehrzahlen 37 und 73 geben zweimal 10 Tetraktyspunkte wieder, der Faktor 3 die übrigen drei Punkte des Tetraktyssterns. Die Ergebnisse sind vom Längenmaß unabhängig, gelten also auch für Zentimeter und Meter.

Durch Buchstabenumstellung von IMMACULATA läßt sich AMICTU (63) MALA (25) bilden. Vielleicht ist durch diese Aufteilung das innere gleichseitige Dreieck von 63 Zoll entstanden, so daß sich zusammen mit dem doppelt so großen Dreieck mit der Seitenlänge 89 als Deutung ergibt: Die IMMACULATA schützt die Gläubigen unter ihrem Mantel (AMICTU) und hält das Böse (MALA) fern.

6.       Die ZS und FS von IMMACULATA sind:

 

I

M

M

A

C

U

L

A

T

A

 

ZW

9

12

12

1

3

20

11

1

19

1

89

FW

6

7

7

1

3

9

11

1

19

1

65

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

154

154 = 11*14

Die 10 Buchstaben lassen sich wie oben auf den Punkten der Tetraktys anordnen:

Aus je 6 Buchstaben besteht eine Fischfigur. Die ZS+FS der drei Figuren sind:

 

Mi.

re.

li.

 

ZS

56

56

48

160

FS

43

40

32

115

 

99

96

80

275

115:160 = 5*(23:32) = 5*55

99:176 = 11*(9:16)

Wie oben bereits dargelegt wurde, bedeutet das Verhältnis 23:32 in der numerierten Tetraktys das trinitarische Kreisflächenverhältnis 1:3. MARIA IMMACULATA stellt in ihrem Bezug zum Dezimalsystem die Vollkommenheit der Schöpfungsordnung dar. 40 und 32 sind die ZS und FS von MARIA. Es ist möglich, daß die Untersuchung des Titels IMMACULATA zu der besonderen Konstruktion des Kinsauer Tondos geführt hat.

Man kann die Ergebnisse der zwei Tetraktys, der Inschriften und des Titels IMMACULATA, miteinander verbinden: 1564+275 = 1839 = 613*3. Die Einzelziffern der Primzahl 613 geben die Aufteilung von 6+4 Tetraktyspunkte wieder, der Faktor 3 die übrigen drei Eckpunkte des Tetraktyssterns.

 

Erstellt: Dezember 2018

Neu bearbeitet: August 2022

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