116 CATULL-Gedichte
Bedeutung der
Zahl 116
I. Einleitung
II. Die Bedeutung der Zahl 116;
IV. Zahlenwerte und Faktorenwerte
V. Summen fortlaufender Zahlen und
Faktoren
I. Einleitung
1.
Die
lateinische Literaturwissenschaft hat sich eingehend mit den Eigenarten des
Catullschen Gedichtwerks befaßt und ist nach Abwägung der verschiedenen
Argumente zu einer weitgehend einhelligen Auffassung gelangt: Catull hat die
Sammlung seiner Gedichte selbst geordnet und sie in einem einzigen Buch
herausgegeben. Die Buchlänge ist mit etwa 2300 Versen ungewöhnlich umfangreich,
was dafür spricht, daß die überlieferte Zahl von 116
Gedichten dem vollständigen Umfang des originalen Werkes entspricht.
2.
Catull teilte
sein Werk in drei Gruppen ein: 1-60 sind kleine Gedichte in
jambischen oder lyrischen Versmaßen, 61-68 eine Gruppe umfangreicher
Gedichte, 69-116 Epigramme.
3.
Hinsichtlich
der Bedeutung der Zahl 116 ist von den
höchsten Zahlenprinzipien auszugehen.
II. Die Bedeutung
der Zahl 116
1.
Der Kreis gilt
als Symbol der Vollkommenheit, eines Seins ohne Anfang und Ende. Teilt man den
Kreisbogen in zwei Hälften und numeriert die beiden Punkte mit 1 und 2, erhält
man in zweistelliger Zusammensetzung die Umkehrzahlen 12 und 21, deren Summe 33 von daher eine herausragende Bedeutung erhält:
Die Zahl 2 bezeichnet das Ende der ersten Kreisbogenhälfte und den
Beginn der Rückkehr zum Anfangspunkt 1. Die Mitte der Zahlen zwischen 12
und 21 sind die Zahlen 16
und 17. Sie können durch das Achsenkreuz AK5 wiedergegeben werden:yy
Jede Achse besteht aus 9
Punkten und 8 Linien, zusammen 17 Elementen. Rechnet man für das Achsenkreuz nur
einen einzigen Mittelpunkt, reduziert sich die Zahl der Elemente von 34 auf 33. Um
einen Ausgleich hierfür zu schaffen, ist ein zweites Achsenkreuz zu denken,
dessen zweite Achse zwei Mittelpunkte enthält:
Die Addition der Elemente beider Achsenkreuze
ergibt 68, die obere Grenze der zweiten Gedichtgruppe.
1.
Wenn man die
Punkte desselben Achsenkreuzes vom Mittelpunkt aus von 1-5
numeriert, beträgt die Numerierungssumme der einen Achse 29, der zweiten 28.
Durch Winkelverschiebung erhält man ein 5x5
Punkte Quadrat, das dem SATOR-Quadrat
(SQ) zugrunde liegt. Jede Seite hat die
Summe 1+14, denen
die Buchstaben A und O entsprechen, zusammen 60, die obere
Grenze der ersten Gedichtgruppe:
Bei der Zählung der vier einzelnen Quadratseiten
werden die 4 Eckpunkte 1 und 5 doppelt
berechnet. Die einfach gezählte Gesamtsumme ist demnach 48, was der Gedichtzahl der dritten Gruppe
entspricht: 4*(2+3+4) +2*(1+5) = 36+12 = 12*(3:1).
Als Ausgleich für einen fehlenden Mittelpunkt
erhält das zweite numerierte Achsenkreuz drei Mittelpunkte mit der
Numerierungssumme 59:
Die Addition der Elemente beider numerierter
Achsenkreuze 57+59 ergibt 116, die
Gesamtsumme der Gedichte.
Die Zahl 17 ist der
Mittelpunkt der Zahlen 1-33 und der Mittelpunkt
von 17 Punkten des AK5.
Darauf weist auch die Zahl 116 in der Aufteilung 1+16
hin.
2.
Auch die
Buchstaben R S T des SQ-Rahmens
mit den Zahlenwerten (ZW) 17 18 19
lassen sich aus der unnumerierten Punktezahl des AK5
ableiten: 17 aus dem Achsenkreuz mit einem, 19 mit
drei Mittelpunkten. Das Achsenkreuz mit drei Mittelpunkten ist durch 4 T
im Achsenkreuz des SQ vertreten. Durch
Winkelverschiebung von unten rechts nach oben links sorgen je zwei Mittelpunkte
für die Zahl 18 (9+9), während die rechte obere und linke untere
Ecke mit einem Mittelpunkt die Zahl 17
= R bildet:
1.
Die Summe der
Zahlen 1-33 beträgt 33*17
oder 51*11.
Die Gedichte 51 und 11
stechen aus dem Corpus Catullianum heraus, da sie als einzige im Sapphischen
Strophenmaß gedichtet sind. Carmen 51
markiert den schwärmerischen Gipfel von Catulls Liebesempfindungen, carmen 11 das unwiderrufliche Ende seiner Liebesbeziehung
zu Clodia/Lesbia.
2.
Die Zahl 51 ist der ZW
von ROTA – Rad
und nimmt im SQ eine herausragende Bedeutung
ein. Denn die Einzelziffern der 5 ZS des SATOR-Quadrats haben
die Summe 51. Das bedeutet, daß diese Zahlen
und ihre Umkehrzahlen (UK) in der Summe 51*11 betragen:
|
ROTAS |
OPERA |
TENET |
AREPO |
SATOR |
|
ZW |
69 |
52 |
61 |
52 |
69 |
303 |
UK |
96 |
25 |
16 |
25 |
96 |
258 |
*11 |
15 |
7 |
7 |
7 |
15 |
561 |
Eine Erklärung für den Kreischarakter der Zahl 51 ist die Numerierung der Kreisachsenelemente:
Die beiden Kreisbogenhälften lassen sich durch die
beiden zweistelligen Zahlen 15 und 51 bezeichnen, wobei letztere die Vollendung des
Kreises darstellt. Das Verhältnis der beiden Zahlen 3*(5:17)
und 5*17 = 85 ist die Gedichtnummer von ODI ET AMO.
Eine zweite Erklärung geht von der Summe der beiden
Faktoren 3+17 = 20
aus. Stellt man auf einer Kreislinie 10
Punkte und 10 Maßeinheiten dar, die man mit 0 beginnen läßt, erhält man 9 Punkte und 8
Linien zwischen 1 und 9 und 1 Punkt
und 2 Linien zwischen 9 und 1:
Wenn man die beiden Maße links und rechts der 0 mit 1
bezeichnet, erhält man die Zahl 101, Anfang und
Ziel. Darauf kann sich c. 101 beziehen, in
dem Catull den Tod seines Bruders beklagt. Carmen 51
ist die Multiplikation 3*17 des Kreismodells.
IV. Zahlenwerte
und Faktorenwerte
1.
Die Faktorenwerte (FW)
von Zahlen gehören wesentlich zum Sinngefüge der Zahlen. Außerdem sind für die
vorliegende Untersuchung die trinitarischen Verhältnisse 1:2 und 1:3 von Bedeutung. Wenn die Einheit
dreier göttlicher Personen aus den Zahlen erkannt werden kann, ist dies Antrieb
zu höchster Seinserkenntnis und damit Seinsteilhabe. Dieses Streben können wir
auch für Catull annehmen, auch wenn vieles dagegen zu sprechen scheint.
2.
Ein
trinitarisches Zahlenverhältnis zwischen Faktorensumme (FS)
und Zahlensumme (ZS) liegt bei den genannten
Gedichten 51 und 11
vor:
|
|
|
sm |
ZW |
51 |
11 |
62 |
FW |
20 |
11 |
31 |
|
|
|
93 |
Das FS:ZS-Verhältnis ist 31*(1:2).
3.
Die Zahlen der
drei Gedichtgruppen bilden ebenfalls ein FS:ZS-Verhältnis:
|
|
|
|
sm |
ZW |
60 |
8 |
48 |
116 |
FW |
12 |
6 |
11 |
29 |
60:56; 12:17 |
||||
29*(1:4) |
145 |
Das Verhältnis 60:56
= 4*(15:14) teilt die Punktenumerierung der
AK5-Achse in der Mitte. Die Faktoren 6 und 11 wiederholen die Ziffern der Gesamt-ZS 116. Sie stellen
eine wichtige geometrische Figur in der Doppelraute (DR)
und der Tetraktys dar:
Von den drei Ecken der Tetraktys her setzt sich
eine "Fischfigur" aus 11 Elementen
einer Raute und weiteren 6 Elementen
zusammen. L ist der 11.
Buchstabe des Alphabets und in CATULLUS
und LESBIA dreimal
vorhanden. Wenn die Tetraktys die Fülle der Liebesbeziehung zwischen Catull und
Lesbia/Clodia versinnbildlicht, ist sie am Ende auf ein einziges L in Form einer Raute reduziert.
Setzt man die Zahl 17 aus 9+8 zusammen,
sind deren FW 6+6 = 12. Aus 29
Elementen besteht der Rahmen des DR-Kreuzes. Davon gehören 17 dem hexagonalen und 12
dem Erweiterungsbereich an:
Die Zahlen 17
und 12 repräsentieren das Flächenverhältnis 1:2.
Die Zahl 29 ist auch
in der ZS+FS
des Namens CATULLUS von Bedeutung:
|
C |
A |
T |
U |
L |
L |
U |
S |
sm |
ZW |
3 |
1 |
19 |
20 |
11 |
11 |
20 |
18 |
103 |
FW |
3 |
1 |
19 |
9 |
11 |
11 |
9 |
8 |
71 |
174 = 6*29 |
174 |
Aus 17 Elementen der Fischfigur und 4
weiteren Elementen setzt sich die Doppelraute zusammen, die wegen zwei LL in CATULLUS besondere
Bedeutung erhält.
V. Summen
fortlaufender Zahlen und Faktoren
1.
Die Beziehung
des AK5 aus 17
Punkten und 16 Maßeinheiten (Linien) zu den
Umkehrungen 12+21 = 33 geht aus deren FW 7+10 = 17 hervor, da so die Differenz der FS 17 zur ZS 33
das Verhältnis 17:16
ergibt.
Die Zusammengehörigkeit von Zahlen und ihren
Faktoren zeigt sich in fortlaufenden Summen, hier zunächst der Zahlen 1-33. Die ZS beträgt 33*17 = 561, die FS 349, zusammen 910.
Die Primzahl 349 ebenso wie die Umkehrung 439 bezieht sich auf 3*4+9 = 21
Elemente des Tetraktysrahmens bzw. die Umkehrung 439
auf 4*3+9 Elmente der Doppelraute:
Der Zusammenhang erscheint erneut, wenn man zu 561 und 349 deren
FW 31+349 = 380 hinzurechnet: 910+380
= 1290 = 10*3*43. Die ZW/FW-Verrechnung
liefert sogar den ZW 69 von SATOR:
|
ZS |
FS |
sm |
FW |
sm |
FW |
|
561 |
349 |
910 |
27 |
|
|
FW |
31 |
349 |
380 |
28 |
|
|
sm |
|
|
1290 |
55 |
1345 |
274 |
FW |
|
|
53 |
16 |
69 |
26 |
sm |
|
|
|
|
|
300 |
FW |
|
|
|
|
|
17 |
Der FW 17 der FS
300 in der Zusammensetzung 9+8 ergibt sich aus dem Produkt 20*15. Die Zahlen 9+8
erweisen sich in der Zahl 300 als Komplementärzahlen zu 1+2 = 3.
2.
Den Zahlen 1-33 kommt also eine herausragende Bedeutung zu. Das
Zusammenwirken von ZS+FS
zeigt sich in der konzentrischen Aufteilung der Zahlen:
|
16 |
|
16 |
|
||
|
1-8 |
26-33 |
sm |
9-16 |
18-25 |
sm |
ZS |
36 |
236 |
272 |
100 |
172 |
272 |
FS |
33 |
129 |
162 |
69 |
101 |
170 |
|
69 |
365 |
434 |
169 |
273 |
442 |
169:273 = 13*(13:21);
434 = 14*31 |
||||||
170:272 =
34*(5:8) |
Fügt man die Mittelpunktszahl 17 mit identischem FW 17
der ersten Zahlengruppe zu, erhält man das Verhältnis 468:442
= 26*(18:17), zur zweiten Gruppe hinzugefügt, ist das
Verhältnis 434:476 = 14*(31:34). Die Zahlen 18 und 17
liefern die Buchstaben S
und R (s.o.).
Von zentraler Bedeutung für Catulls Einteilung
seiner Gedichte erscheint die ZS+FS 69 der
Zahlen 1-8 und das FS:ZS-Verhältnis 3*(11:12).
Die Zahl 8 ist im Hinblick
auf die 3 Hexagonachsen
als FW der Zahl 15
= 3*5
zu verstehen. Verdeutlicht wird der Zusammenhang durch die Zahl 365, die zu lesen ist als dreimal 6 Radialelemente + 5
Durchmesserelemente:
|
Numeriert man die Achsenelemente von 1-3, ergeben sich die Numerierungssummen 12 und 11:
Aus der dreifachen Summe der beiden Doppelzählungen
33+69 ergibt sich die Wortbildung PEN-SATOR
– der Wiegende, Vergeltende, das die 8 verschiedenen Buchstaben des SQ enthält.
3.
Inwieweit
Catull seine Gedichte in Übereinstimmung mit Zahlenbedeutungen numerierte, ist
eine Untersuchung wert, aber schwer zu führen. Denn ein Gedicht ist meistens
mit anderen zu einer Gruppe verbunden. Zwei Gedichte haben besonderen Bezug zum
SQ: Carmen 76 ist als einziges Gedicht kein Epigramm, sondern
eine Elegie, in der Catull das Ende seiner Liebe zu Clodia beklagt. In carmen 109 beschwört er die Götter (di
magni), daß Clodia treu sein möge. Die Zahl 109
ist ZW von IUPPITER
und des TENET-Kreuzes, dessen 4 T den Wert 76
ergeben.
Erstellt: März 2010
Letzte Änderung: Oktober 2019